1 Jahr Freiwilligendienst in Santiago de Chile

Mittwoch, Juni 20, 2007

DANKE!

so, seeeeehr sehr spaet, aber ich hab diesen gemeinsam verfassten brief auch erst jetzt zugeschickt bekommen.
da ich leider nicht weiss, wer von euch leuten alles gespendet hat fuer unser bolivienprojekt, setzt ich hier einfach mal den allgemeinen dankesbrief rein und moechte mich aber auch persoenlich nochmal bei allen bedanken, die was gespendet haben.
wie ihr im folgenden lesen koennt, haben wir ja doch einiges sammeln koennen und koennen auch die gelder im moment noch einsetzen.




Santiago de Chile, Juni 2007



Liebe Freundinnen, liebe Freunde,

knapp drei Monate sind seit unserer Rückkehr nach Chile vergangen, in denen wir uns an unseren Arbeitsstellen wieder einfügen und die Eindrücke von Bolivien verarbeiten konnten!
Zuerst einmal ein ganz herzliches Dankeschön für die großzügige Spendenbereitschaft, die uns knapp über € 12.400,- beschert hat.

Als Ende Januar die Sommerferien in unseren Einrichtungen in Chile begannen, ging es für uns im Bus nach Bolivien. Trotz 50 Stunden Fahrt, teilweise über 5000 m Höhe, kamen wir alle ohne größere gesundheitliche Probleme in Cochabamba an.
Dort wurden wir nett in Empfang genommen und zur Berufsschule der Fundación in das Dorf Bella Vista gebracht.
Nach zwei Tagen Eingewöhnungsphase stand unsere Planung und die Gruppen für die verschiedenen Einsatzstellen hatten sich zusammengefunden.
Sieben Freiwillige schlugen so ihr Lager im Wohnheim María Cristina für Kinder und Jugendliche mit Behinderung auf.
Die übrigen Voluntarier blieben weiter in der Berufsschule wohnen und begannen ihre Arbeit sowohl im angrenzenden Kindergarten Mosoj Mujuy als auch in der Hausaufgabenhilfe.

Da wir vor Beginn des neuen Kindergartenjahres eintrafen, nutzten wir die Zeit bis dahin für Renovierungsarbeiten. So wurden die einzelnen Räume des Kindergartens und der Saal der Hausaufgabenhilfe neu gestrichen. Außerdem erhielten sämtliche Kinderstühle eine neue Lackierung und wurden mit fröhlichen Motiven versehen.
Nach Ende der Ferien durften die Kleinen ihre Salas mit bunten Handabdrücken verschönern.
Immer wieder kamen die aufgeweckten chiquillos herzlich und offen auf uns zu, um sich ein bisschen kuscheln oder durchkitzeln zu lassen.

Wie schon im Spendenbrief beschrieben, verlief parallel zu diesen Arbeiten der Bau einer neuen Sala, bei dem auch wir Freiwillige mithalfen. Bewundernswert war vor allem die Kondition und die stoische Ruhe der bolivianischen Arbeiter, wohingegen wir mit der Höhe und den Werkzeugen ganz schön zu kämpfen hatten.
Zuerst wurde das Fundament falsch ausgemessen und musste mit den ca. ein Meter langen Schippen (es gab kaum Spaten) neu gegraben werden und später beim Mauern zog es der Architekt vor, den Zementmischer für eine andere Baustelle zu verwenden, sodass wir den Mörtel in der Schubkarre von Hand mischen durften. Von den Bolivianern wurde alles Kokablätter kauend und gelassen hingenommen, wohl aus Erfahrung, denn im Endeffekt kamen wir ja doch gut voran.
Mit ähnlichen Widrigkeiten hatten wir auch bei der Instandsetzung des Spielplatzes und dem Anlegen des Gartens zu tun. Auch wenn sich ab und an die Spitze vom Stiel des Pickels löste, wurde ein toller Kakteengarten geschaffen und einige Obstbäume gepflanzt.

Wir, die Gruppe von sieben Freiwilligen, arbeiteten in der Einrichtung María Cristina für Kinder mit Behinderung der Fundación Cristo Vive.
Es bot sich die Möglichkeit, vor Ort zu wohnen. Auf diese Weise waren wir näher an der Arbeit und konnten gleichzeitig das alltägliche Leben rund um die Uhr miterleben. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten mangelte es an Personal und wir wurden vor allem als Arbeitskräfte im direkten Umgang mit den Kindern und Jugendlichen gebraucht. Somit teilten wir uns in zwei Schichten ein, um die Tías und Tíos (Erzieher/innen) gezielt zu den schwierigen Tageszeiten, beispielsweise bei der Zu-Bett-Geh-Zeit, unterstützen zu können. Für den Großteil von uns war die Arbeit mit behinderten Kindern ein unbekanntes Gebiet und stellte eine interessante, aber auch anstrengende Herausforderung, da die Grade der Behinderungen von leicht- bis sehr schwerbehindert reichen.
Einen kleinen Teil der Spenden haben wir von Anfang an in Aktivitäten mit den Kindern investiert, und darauf verzichtet, Spielplatz und Spielmöglichkeiten zu erweitern, da das das Heim von vorherigen Freiwilligengruppen umfangreich ausgestattet wurde.
Bei diesen Aktionen bemalten wir mit den Kindern T-Shirts, gestalteten eine Fotocollage und bastelten Rasseln und Masken zu Karneval.
Zusammen mit den Kindern verschönerten wir eine Wand, an der sich alle künstlerisch austoben durften. Des weiteren unterstützten wir finanziell die Fertigstellung von neuen Arbeitsräumen und halfen dabei, diese zu streichen.
Der Höhepunkt der arbeitsintensiven und interessanten Wochen war, den Kindern ein Ausflug zu einem Karnevalsumzug ermöglichen, da die Narrenzeit glücklicherweise in den Zeitraum unseres Bolivienaufenthaltes fiel und traditionell sehr groß gefeiert wird. Schnell verging die Zeit, und den letzten gemeinsamen Abend mit den chicas y chicos feierten wir mit einem leckeren Festmahl und anschließendem Fest, bei dem die Behinderten gar nicht mehr aufhören wollten zu tanzen.

Enttäuscht waren wir jedoch leider über den Zustand der Projekte, die die vorherigen Generationen geleistet haben. Aufgrund dessen und wegen der personellen Unterbesetzung haben wir uns dafür entschieden, mit unseren finanziellen Mitteln lieber weiteres Fachpersonal einzustellen, das voraussichtlich ab Januar 2008 gezielt mit den Kindern arbeiten wird.
Während der vier Wochen in Bolivien konnten wir viele wertvolle Erfahrungen sammeln, wobei wir auch oft an unsere Grenzen gestoßen sind. Neben dem Leben auf engstem Raum, war es schwer möglich Abstand zur Arbeit zu gewinnen und unzählige Eindrücke zu verarbeiten. Trotz allem wird es uns als eine eindrucksvolle Zeit in Erinnerung bleiben, da sich uns in Bolivien noch einmal eine ganz andere Kultur als in Chile darbot.

Es ist gut zu wissen, dass der Freiwillige Clemens Hagemann weiterhin vor Ort ist, um die Projekte weiterzuführen und neue Anregungen einzubringen.

Einige von uns repräsentierten erstmals uns und unser Schaffen vor der Dorfversammlung von Bella Vista. Zunächst skeptisch beäugt, wurden wir dann doch von den etwa 400 Anwesenden mit Anerkennung und Applaus bedacht.

In unserer Freizeit knüpften wir zudem Kontakte mit den Jugendlichen aus Bella Vista und konnten mit dem deutsch-bolivianischen Fußballteam der Berufsschule das inoffizielle Dorfturnier für uns entscheiden.
Leider waren nicht immer alle vollkommen bei Kräften, denn trotz der Kochkünste der Küchenschwester und vorbeugenden Vorsichtsmaßnahmen, wie Wasser abkochen und nichts von der Straße essen, suchten uns teils ernstzunehmende Magendarmbeschwerden heim (Amöben, Parasiten, Zwergbandwurm).

Ansonsten gönnten wir uns gelegentliche Ausflüge auf den riesigen Markt im Zentrum von Cochabamba, um spottbillig Souvenirs zu erstehen oder uns kulinarisch zu kleinsten Preisen verwöhnen zu lassen.

Im Namen aller Freiwilligen und der Menschen in Bolivien möchten wir uns noch einmal herzlichst bei euch allen bedanken, da ihr unser Engagement erst möglich gemacht habt!!!




Sollte jemand für seine Spende noch keine Quittung erhalten haben, kann er sich entweder bei uns (fcv@fundacioncristovive.cl) oder bei den Vorsitzenden der Fundación Cristo Vive Europa oder des Freundeskreises Amntena e.V. melden.

Auf unserer Homepage (www.bolivienprojekt.de) werden wir in Kürze auch Fotos unseres Aufenthaltes veröffentlichen.